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We miss you, Clipper

Werner Fischbach

 

Für uns Europäer war Pan American Airways, kurz PAN AM genannt, viele Jahre lang die amerikanische Airline, war das Aushängeschild der Vereinigten Staaten. Die Fluggesellschaft hat im Laufe ihrer Geschichte Meilensteine der zivilen Luftfahrtgeschichte gesetzt - beim Einsatz ihrer legendärer Flugboote über dem Pazifik und dem Atlantik, bei der Bestellung von 45 Jets (25 DC-8 und 20 B707) im Jahr 1955 und als "Launching Customer" der B747. Heute ist die (Nachfolge)Gesellschaft nur noch ein Schatten ihrer selbst - mit einer Flotte von sieben B727-200 befliegt sie vom Ft. Lauderdale-Hollywood International Airport in Florida ein paar wenige inneramerikanische Strecken.

 

Für viele ältere Kollegen und Kolleginnen (der Verfasser dieser Zeilen inbegriffen) steht PAN AM jedoch weniger für eine große amerikanische Fluggesellschaft. Vielmehr war der "Clipper", so das Rufzeichen der PAN AM, der Inbegriff einer ganz besonderen Art von Linienpiloten - professionell, rauhbeinig, nie um eine schlagfertige Antwort verlegen und (fast immer) kooperativ. Wobei sie natürlich auch auf Gegenleistungen unsererseits bauten. Welcher Controller wollte einem Clipper die Freigabe verweigern, einen CB zu umfliegen selbst wenn weit und breit kein Wölkchen am bundesdeutschen Himmel zu sehen, aber PAN AM einmal wieder "behind schedule" war? Wir haben´s ihm gerne genehmigt.

 

Insbesondere die Piloten des "Internal German Service (IGS)", die zu Beginn mit ihren DC-6 und dann mit ihren B727, B737 und A310 westdeutsche Städte (Frankfurt, Hamburg, München, Nürnberg und Stuttgart) mit West-Berlin verbanden, schienen für uns Controller so ziemlich alles zu tun. Beim "Clipper" war eben ein "rolling take-off" das, was wir Controller uns darunter vorstellten und wenn er meinte, "on long final" zu sein, dann waren´s meist gerade mal drei Meilen. Bei einem "expeditious descend" ging´s bei den "Clippers" rapide abwärts; Begriffe wie "Passengers Comfort" scheinen dann Fremdworte gewesen zu sein. Ihre Wortgefechte mit den Besatzungen der British European Airways (BEA), mit denen sie sich in Konkurrenz auf den Berlinstrecken sahen, sind ebenso Legende wie die Tatsache, dass PAN AM - Kapitäne offenbar bessere Augen hatten als Piloten anderer Airlines. Zu Zeiten, als die meisten deutschen Flughäfen lediglich nach Betriebsstufe I anzufliegen waren, gab es kaum eine PAN AM - Besatzung, die im "Holding Pattern" auf besseres Wetter wartete. Selbst wenn die Vögel zu Fuß gingen, probierte es der "Clipper" und alle anderen, die im "Holding Pattern" die Approach- oder Towerfrequenz abhörten und möglicherweise auf einen "Go-Around" des "Clippers" hofften, wurden meist durch das sonore "we´re on the deck" enttäuscht. Und auf die neugierige Fragen anderer Piloten, wann die PAN AM - Besatzung nun denn die Lichter gesehen hätte, kam die Standardantwort: "At minimum!" Wer hätte denn auch etwas anderes erwartet?

 

Irgendwann, als PAN AM ihren wirtschaftlichen Zenit längst überschritten hatte, meinte ein Kollege, dass die Airline eigentlich schon längst pleite wäre, wenn sie nicht so gute und erfahrene Piloten hätte. Und vielleicht waren zum Schluß die Strecken des IGS auch noch die einzigen, auf welchen die Gesellschaft noch Profit einfliegen konnte. In der Tat schien PAN AM all jene Strecken zu fliegen, auf denen kein Geld zu verdienen war. Darunter fiel wohl auch die Verbindung New York - Stuttgart - Prag mit B707. Dennoch - irgendwie mochten wir alle den "Clipper" und dies mag auch einen britischen Kollegen zu Zeiten, als alle Airlines (und PAN AM ganz besonders) rote Zahlen schrieben, zu der Bemerkung verführt haben: "The only airline which is making no loss is PAN AM - they making a negative profit!"

 

Wehmut kann aufkommen, wenn man an den alten "Clipper" denkt und jeder Controller, der mit seinen Piloten zusammengearbeitet hat, kann wohl seine eigene Geschichte erzählen. Die Vorstellung, die Besatzung würde in Cowboystiefeln im Cockpit sitzen und das Mikrofon irgendwo an der Decke baumeln, schien gar nicht so abwegig. Als ich als junger und entsprechend unerfahrener Controller einen PAN AM - Piloten einmal fragte, ob er "ready for a rolling take-off" wäre, antwortete er mit verächtlichen "You bet!" Allein meine Frage schien schon eine Beleidigung gewesen sein. Um so enttäuschender, als einige Jahre später eine PAN AM - Besatzung auf mein "cleared for a rolling take-off" antwortete: "Sorry, Sir! We´re not yet ready. We just starting number two engine!" Der Sprit war schon etwas teurer geworden und der "Clipper" musste sparen.

 

Irgendwie schien die PAN AM besondere Versionen der B727 einzusetzen, denn sie flogen immer etwas schneller als die anderen. Früher, als "Radar Hand-Offs" noch einen wesentlichen Bestandteil der Übergabelotsen darstellten, hatten einige Kollegen sich angewöhnt, die Radarübergabe eines "Clippers" mit den Worten "identified by speed" zu bestätigen. Und als sich eine Fokker 28 "Fellowship" einer nicht näher benannten niederländischen Fluggesellschaft trotz der Versicherung, einen "immediate take-off" durchzuführen, auf der Piste häuslich einzurichten begann, beschleunigte die anfliegende PAN AM - Besatzung das Startverfahren der Fellowship. "Hey, move Fokker!", meinte einer der Clipper-Piloten. Oder sagte er "Fucker"? So genau war´s nicht zu hören - aber die Fellowship "movte" dann wirklich. Expeditiously!

 

Ja, ein bißchen Machos waren sie sicherlich auch. Das musste nicht nur eine Tower-Kollegin erfahren, als sie einen PAN AM - Piloten fragte, ob er "ready for a quicky" wäre. "Certainly, madam", antwortete dieser, "but let me first fly this ship to Berlin!" Und ein britischer Center-Kollege schilderte eine Begebenheit, als eine DAN AIR - Pilotin immer wieder (desperately) um eine Freigabe nach FL330 fragte. Doch FL330 war durch einen der berühmten "Round-the-World-Clipper" besetzt, so dass er der Dame von DAN AIR die gewünschte Freigabe verweigern musste. Doch diese ließ nicht locker, so dass er schließlich den Kapitän der PAN AM 747 fragte, ob er denn bereit wäre, einen höheren Level zu steigen. "Certainly", antwortete dieser, "we PAN AM - captains like to climb on top of every lady!"

 

Oh, Clipper, we miss You. Come back any time! 

 

 

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